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Schülerprogramme

Deutsch-israelische Begegnung in Kriegszeiten

Bremervörde statt Berlin: 29 israelische und deutsche Jugendliche erkundeten beim Johannes-Rau-Programm Norddeutschland.

Eine Wattwanderung an der Nordsee, ein Streifzug durch die herbstliche Moorlandschaft, eine Kanufahrt mit Hindernissen – das diesjährige Johannes-Rau-Seminar bot den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern vielfältige Einblicke in die Natur Deutschlands, fernab vom Großstadtdschungel. Während das Seminar für die deutschen und israelischen Stipendiaten in den vergangenen Jahren in Berlin stattfand, fiel mit Bremervörde die Wahl diesmal bewusst auf eine Kleinstadt, um der Gruppe eine sichere und ruhige Umgebung für die gemeinsame Zeit zu bieten. Das Konzept ging auf: Die israelischen Jugendlichen erlebten mit den neugewonnenen deutschen Freunden eine Auszeit vom Krieg im eigenen Land, auch wenn die Situation dort nie komplett ausgeblendet werden konnte. In den Worten eines israelischen Teilnehmers: „Es fühlte sich an wie in einer Parallelwelt.“

Neben Ausflügen in die Natur standen gemeinsame Workshops, Museumsbesuche und kulturelle Aktivitäten auf dem Programm. Ein Highlight war der Tagesausflug nach Hamburg, bei dem die Gruppe ein klassisches Konzert in der Elbphilharmonie erleben durfte. Mit der deutsch-jüdischen Geschichte beschäftigten sich die Jugendlichen unter anderem bei einem Besuch in der Cohn-Scheune in Rotenburg. Als erste internationale Besuchergruppe lernten sie in dem kleinen jüdischen Museum nicht nur das Schicksal der Familie Cohn kennen. Anhand der dort ausgestellten Objekte konnten die jüdischen Schülerinnen und Schülern dem Rest der Gruppe Traditionen und Feste ihrer Religion erklären. Sehr passend, da die gesamte Gruppe am Vorabend gemeinsam den Beginn des Schabbats gefeiert hatte. Auch das Gedenken an die Opfer der Shoah war, wie in jedem Jahr, Teil des Programms: Ein Studientag in der Gedenkstätte Bergen-Belsen hinterließ bei allen Teilnehmenden bleibende Eindrücke.

Das Johannes-Rau-Stipendium gibt jungen Israelis seit mehr als 20 Jahren die Möglichkeit, sich ein aktuelles Bild von Deutschland zu machen und in persönlichen Kontakt zu Schülerinnen und Schülern in Deutschland zu kommen. Es geht zurück auf eine Initiative des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. In einer Rede vor dem israelischen Parlament während eines Staatsbesuchs im Jahr 2000 hatte dieser betont, wie wichtig es sei, „dass sich die jungen Menschen unserer beiden Länder kennen lernen, sich gemeinsam mit der Vergangenheit auseinandersetzen und gemeinsam Zukunft suchen.“ Finanzielle Mittel für die Stipendien stellt das Auswärtige Amt bereit.

Alle Programme und Informationen zum Austausch mit Israel hier im Überblick.

Gruppe Jugendlicher

Die diesjährige Gruppe der israelischen Jugendlichen war zu Gast in Norddeutschland. Foto: PAD