Creative Learning in Action

Lehrkräfte aus vier Förderschulen und zwei Regelschulen in Europa entwickeln kreative Lern- und Unterrichtsmethoden
Eine beispielhafte Erasmus+ Schulpartnerschaft (Leitaktion 2)
Gemeinsam Ideen für die kreative Unterrichtsplanung entwickeln, sich gegenseitig bei der Umsetzung von Konzepten über die Schulter blicken und von den europäischen Partnern lernen – das alles gelingt sechs Schulen aus fünf europäischen Ländern, die ein Austauschprojekt für Lehrkräfte entwickelt haben. Koordiniert wird die Erasmus+ Schulpartnerschaft von der Heinrich-Böll-Schule in Frechen (Nordrhein-Westfalen), einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung. Seit 2017 arbeitet sie mit Schulen aus Dänemark, Spanien, Portugal und dem Vereinigten Königreich in dem Projekt "Creative Learning in Action" zusammen, um ihre Unterrichtspläne mit neuen Impulsen kreativer zu gestalten und ihren Schülerinnen und Schülern mit erlebnisorientierten Lernansätzen mehr Zufriedenheit und Erfolg zu ermöglichen. Der PAD stellt die beispielhafte Zusammenarbeit im Oktober 2018 als "Projekt des Monats" vor.
Kreative Unterrichtsplanung in europäischer Zusammenarbeit entwickeln
"Im Kunstunterricht haben die Schüler der Eisbärenklasse mit Pappmaché und Farbe einen eigenen Vulkan erschaffen. In einem Experiment mit Natron, Essig und roter Lebensmittelfarbe haben wir durch eine chemische Reaktion einen Vulkanausbruch erzeugt. Das war beeindruckend und aufregend. Bianca, die Lehrerin, fand diese Idee in den Beiträgen unserer portugiesischen Freunde und benutzte sie für ihre Klasse. Danke, dass ihr uns die gute Idee gegeben habt :)!" Die Heinrich-Böll-Schule im gemeinsamen Blog get-ideas.eu zu ihrem Unterrichtsprojekt
Das Beispiel der Eisbärenklasse zeigt, wie die beteiligten Schulen zusammenarbeiten. Nachdem die Lehrkräfte sich zu Beginn der Projektarbeit auf fünf Themen geeinigt hatten, entwickeln sie dazu Unterrichtsprojekte, die sie danach auf dem Blog dokumentieren. Andere Schulen können die Vorschläge aufgreifen, abwandeln und anschließend von ihren Erfahrungen berichten. Da die Lernbedingungen in den Partnerschulen sehr unterschiedlich sind, werden zu den gemeinsamen Themen sowohl ganze Unterrichtsreihen entwickelt wie auch Ideen in der Einzelförderung eingesetzt oder auf einer Klassenfahrt ausprobiert.
Als Erstes organisierten die Partner Projekte rund um die Elemente Luft, Feuer, Erde und Wasser. Weitere Themen sind das Fliegen, das Wetter und die Zeit. Außerdem geht es um Herausforderungen ("Challenges"), die für die Schülerinnen und Schüler entwickelt werden und ihnen die Möglichkeit geben, sich als selbstwirksam zu erleben und daran zu wachsen. Den Schülerinnen und Schülern gefallen Aktivitäten, die kreativ und erlebnisbezogen sind. Auch fördern die fächer- und schulübergreifenden Themen das Wir-Gefühl in den Klassen und in der Schule. Um das zu unterstützen wurde zum Beispiel das Rahmenthema "Elemente" bei der Einführung auf einem großen Plakat visualisiert, sodass die Kinder immer wieder darauf zurückkommen und die Bestandteile erkennen konnten.
Evaluierung der Methoden um den Unterricht weiterzuentwickeln

In einem fortlaufenden Evaluierungsprozess reflektieren die Lehrerinnen und Lehrer die Auswirkungen ihrer veränderten Planung auf die Lernenden, ihren Unterricht sowie auf ihre eigene Situation als Lehrkräfte.
Im Gespräch mit dem PAD berichtet Annette Groß, Lehrerin an der Heinrich-Böll-Schule und Projektkoordinatorin, von den ermutigenden Wirkungen der Projektarbeit am Beispiel eines Schülers mit einer autistischen Störung. Beim Thema "Challenge" durften sich Ihre Schülerinnen und Schüler als Piraten verkleiden und lösten erfolgreich verschiedene spielerische Aufgaben, um einen Schatz zu finden. Dabei schlüpfte einer der Schüler in die Rolle des "Käptn Totenkopf", in der ihm Dinge gelangen, die er sich sonst nicht zutraute. Zurück im Unterrichtsalltag, sah ihn die Lehrerin verzagt vor einem Arbeitsblatt sitzen. Um ihn zu ermutigen, erinnerte sie ihn daran, wie er als Pirat die Herausforderungen gelöst hatte. Tatsächlich entspannte er sich und es gelang ihm, was vorher nicht funktioniert hatte.
In der Auswertung der Projektarbeit zum Thema "Challenges" an der Heinrich-Böll-Schule stellten die Lehrkräfte fest, dass die Schülerinnen und Schüler mehr motiviert waren als bei vielen anderen unterrichtlichen Aktivitäten. Sie waren aktiver und zeigten Stolz auf ihre Erfolge. Gleichzeitig wirkten sich in allen Gruppen die Aktivitäten positiv auf das Gruppengefüge aus. Für die Lehrerinnen und Lehrer des Erasmus+-Teams fiel zwar zusätzliche Arbeit an, doch wuchs ihre Motivation durch ein Gefühl der Bereicherung – das Projekt brachte Farbe in den Schulalltag und sie erlebten die Kinder in neuen Situationen anders als im Alltag.
Am Ende des Projekts werden die Lehrerteams jeder Schule entscheiden, welche der Elemente langfristig in das Schulcurriculum aufgenommen werden können und sollten, so dass die gewonnenen Erkenntnisse über den Projektabschluss hinaus eine nachhaltige Wirkung erzielen können.
Wie funktioniert europäische Projektarbeit?
Wie funktioniert europäische Projektarbeit?
"Wenn man Konzepte mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern diskutiert, erhält man ganz andere Argumente. Es entstehen Freundschaften und man trifft sich auch in den Ferien. Außerdem ist die Rückmeldung durch die Kollegen sehr wichtig, denn selten erfährt man so viel Wertschätzung für die eigene Arbeit. Es ist eine Wechselwirkung, die ich nicht missen möchte." Annette Groß, Projektleiterin.
Die Partnerschulen arbeiten bereits seit 2011 zusammen. Bei diesem Projekt übernahm erstmals die Heinrich-Böll-Schule die Koordination und konnte auf bewährte Kontakte und Erfahrungen aus langjähriger Zusammenarbeit zurückgreifen. In dieser Erasmus+ Schulpartnerschaft beteiligen sich nur die Lehrerinnen und Lehrer an den Mobilitäten und setzen nach den Treffen die Überlegungen und gemeinsamen Vorhaben in ihren Schulen um. Annette Groß sieht als großen Vorteil, dass alle Englisch als Zweitsprache sehr gut beherrschen und es so keine Verständigungsschwierigkeiten gibt. "Oft kommen in der Fremdsprache die kritischen Themen nicht richtig zur Sprache. Wir haben dagegen keine Sprachbarrieren und das ist richtig gut". Seit sie in europäischen Projekten mitarbeitet, hat sie keine Angst mehr vor der Fremdsprache. "Jeder bemüht sich zu verstehen und die englischen Kollegen helfen mit Wörtern."
Das interkulturelle Lernen in der Erasmus+ Schulpartnerschaft ermöglicht auch den Vergleich pädagogischer Konzepte in Europa. Dabei ist die Elternarbeit, wie sie von der englischen Partnerschule "Dales School" praktiziert wird, für die Heinrich-Böll-Schule beispielgebend. Die Schule in Blyth, die ein ähnliches Profil wie die Heinrich-Böll-Schule hat, arbeitet mit dem Konzept des "Family Learning", um Eltern niedrigschwellig in Kontakt mit der Schule zu bringen und ihnen die Möglichkeit zu geben, andere Modelle der Kommunikation mit ihren Kindern zu erleben. Die Angebote umfassen Spielenachmittage oder Aktionen im Garten – auch mit Nicht-Lehrkräften. Dabei können Eltern etwas mit ihren Kindern im beschützten Raum der Schule unternehmen, ohne bei der Kommunikation von Lehrkräften beobachtet zu werden und das Gefühl zu haben, Autoritätsfragen klären zu müssen. Die Heinrich-Böll-Schule hat bereits im letzten Jahr Ansätze dieser Elternarbeit übernommen.
Projektdaten
Creative Learning in Action
Ansprechpartnerin
Annette Groß
Die Heinrich-Böll-Schule Frechen (Nordrhein-Westfalen) ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung.
Projektpartner
- Tarm Skole (Tarm, Dänemark)
- Escola Plançó (Lleida, Spanien)
- Agrupamento de Escolas de Vialonga (Vialonga, Portugal)
- The Dales School (Blyth, Vereinigtes Königreich)
- Janusz-Korczak-Schule, Ibbenbüren
Förderprogramm
- Die Heinrich-Böll-Schule erhält einen EU-Zuschuss von 15.350 Euro. Die gesamte Partnerschaft wird mit 52.750 Euro gefördert.
Projektsprache
- Englisch
Projektlaufzeit
- 2017 bis 2019 (24 Monate)