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Kreative Erlebnisreise

Eine europäische COMENIUS-Schulpartnerschaft zwischen Deutschland und Polen

Die "Kreative Erlebnisreise" der Grundschule Friedrichsthal (Saarland) mit ihrer Partnerschule in Polen ist einmalig unter den eTwinning-Projekten. Über vier Jahre hinweg hat Angela Kräber, die in Friedrichsthal unterrichtet, mit einer polnischen Kollegin einen Schüleraustauch über das Internet auf die Beine gestellt. Die Schülerinnen und Schüler haben sich dabei über Sachthemen, Kunst, Theater, Sprache und persönliche Lebenswelten in ihrem Land ausgetauscht. Der PAD zeichnet die Partnerschaft als Projekt des Monats im November aus. Darüber hinaus erhält die Schule auch eines der nationalen eTwinning-Qualitätssiegel, die in diesem Jahr in Deutschland vergeben werden.

Das Projekt

"Durch das Präsentieren der Ergebnisse – das Bilderbuch, die Theateraufführung oder auch die persönliche Kommunikation untereinander – bekommt die Arbeit für die Kinder einen besonderen Wert." Angela Kräber, Lehrerin.

Die Grundschule Friedrichsthal im Saarland und ihre polnische Partnergrundschule sind mit einem eTwinning-Projekt auf eine "Kreative Erlebnisreise" gegangen. Das Besondere: Die Schulpartnerschaft wurde von Beginn an über einen Zeitraum von vier Schuljahren geplant – von der 1. bis zur 4. Klasse – und von 2009 bis 2013 durchgeführt. "Ich hatte bereits zuvor mit der polnischen Partnerlehrerin ein einjähriges eTwinning-Projekt abgeschlossen, das viele Preise gewonnen hatte. Jedoch waren wir beide der Meinung, dass wir trotz unseres Erfolges mehr Zeit für den kulturellen Austausch brauchen", begründet Angela Kräber, die das Projekt auf deutscher Seite koordiniert hat, ihre Initiative für das Langzeitprojekt.

Die Basis für das Projekt war ein von ihr dazu entwickeltes Konzept: "Kreative Erlebnisreise – Wenn Geschichten reisen, wenn Bilder lebendig und Worte greifbar werden, können Kinder aus Nachbarländern Freunde werden". Dieses Konzept beinhaltet für jedes Schuljahr klare Zielvorgaben und Inhalte, die zum Lehrplan gehören.

Wenn Geschichten reisen

Mit den Erstklässlern beider Länder starteten die Lehrerinnen in das neue Projekt. Die Kinder konnten noch nicht schreiben und lesen. Dennoch war das Ziel, ein gemeinsames zweisprachiges Bilderbuch zu gestalten. Beide Lehrerinnen setzten ein Lesebuch ein, in dem jeweils zwei Bären vorkamen. Rund um diese Bären entwickelten sie mit ihren Schülerinnen und Schülern die Geschichte "Vier Bären werden Freunde – Jak cztery niedźwiadki zostały przyjaciółmi". Die Kinder dachten sich die Handlung aus und zeichneten im Kunstunterricht die Bilder zu der gemeinsamen Geschichte. Im Laufe des Schuljahres stiegen die Schreib- und Lesekenntnisse der Erstklässler und die Texte konnten ergänzt werden. Der erste Teil des Buches wurde von den deutschen Erstklässlern produziert, ihre polnischen Partnerschülerinnen und -schüler führten das Buch weiter. Am Ende des Schuljahres wurde aus beiden Arbeiten ein Bilderbuch produziert.

Bilder werden lebendig und Worte greifbar

"Ich finde, dass eTwinning ideal für die Grundschule geeignet ist. Mit einem durchdachten Konzept, das ein Ziel hat, kann man die Lehrplaninhalte auch wunderbar bedienen, ohne dass Schreiben und Lesen zwingend notwendig ist". Angela Kräber, Lehrerin.

Im 2. Schuljahr zogen die Lehrkräfte zeitgenössische Künstler aus ihrer Region hinzu, die zusätzlich eine Beziehung zum Partnerland aufwiesen. Den deutschen Schülerinnen und Schülern stand die Künstlerin Annette Orlinski zur Seite. Frau Orlinski lebt in Saarbrücken und stammt aus Polen. Gemeinsam mit ihr griffen die Kinder das Thema Roboter auf. Frau Orlinski erarbeitete mit ihnen unter dem Titel "ROBO-MANIA" eine Robotergeschichte, für die sie mit den Schülerinnen und Schülern lebensgroße Figuren aus Stoff bastelte. Diese Geschichte wurde zudem als Theaterstück mit eigens angefertigten Kostümen im Rathaus von Friedrichsthal aufgeführt.

Im 3. Schuljahr erreichten die Schülerinnen und Schüler ein Leistungsniveau, das ein selbstständiges Arbeiten im Internet und auf den geschützten eTwinning Plattformen ermöglichte. Vorbereitend dazu erwarben die Kinder einen Surfschein bei der Landesmedienanstalt Saarland. Hier lernten sie die Netiquette, Gepflogenheiten im Chat oder auch das richtig Kommunizieren und Recherchieren.

Beide Klassen befassten sich in diesem 3. Schul- und Projektjahr mit Dinosauriern. Die Lehrkräfte einigten sich auf dieses Thema, weil es sowohl Schülerinnen und Schüler in Deutschland als auch in Polen wegen der Andersartigkeit dieser Lebewesen fasziniert. Die Kinder brachten ihr Vorwissen ein und recherchierten via Internet zu den Urzeitwesen. Daneben bastelten sie im Kunstunterricht Urlandschaften oder Dinos aus Gips. Die saarländischen Schülerinnen und Schüler beteiligten sich außerdem an einem Wettbewerb des Gondwana Parks in ihrer Region und gewannen mit einer Fotocollage den ersten Preis.

In diesem Schuljahr wurde auch der persönliche Austausch im Chat intensiviert. Hier standen vorrangig persönliche Themen im Fokus. So interessierten sich die Schülerinnen und Schüler für die Musik- oder Sportvorlieben ihrer Partnerschüler im Ausland und verglichen diese mit ihren eigenen.

Persönlicher Austausch in Deutschland

Zum Abschluss des vierjährigen Projekts hatten beide Lehrerinnen einen gemeinsamen Aufenthalt im Schullandheim Gersheim im Saarland geplant. Hier wollten sie mit den Schülerinnen und Schülern das finale Thema bearbeiten – Bauernhäuser in beiden Ländern – und sich auch kennenlernen.

Aus gesundheitlichen Gründen der polnischen Lehrkraft konnte das Treffen leider nicht stattfinden. Dennoch waren die deutschen Kinder so motiviert, dass sie das Projekt allein fortführten. Sie recherchierten über typische saarländische Bauernhäuser und entwickelten ein Buch, das sie der daheimgebliebenen polnischen Partnerklasse zur Verfügung stellten.

Zusätzlich konnte Angela Kräber die Elternschaft einbinden, sodass unter Leitung eines Vaters ein typisches südwestdeutsches Bauernhaus aus Holz gezimmert wurde.

Projektdaten

"Kreative Erlebnisreise – Wenn Geschichten reisen, wenn Bilder lebendig und Worte greifbar werden, können Kinder aus Nachbarländern Freunde werden"

Beteiligte Schulen

Ansprechpartnerin

  • Angela Kräber, Lehrerin an der Grundschule Friedrichsthal

Alter der Schülerinnen und Schüler

  • 7 bis 10 Jahre

Projektsprache

  • Deutsch

Fächer

  • Grundschulfächer, Informatik / IKT, Kunst, Medienerziehung, Sprache und Literatur

Projektlaufzeit

  • September 2009 bis Juli 2013

Förderprogramm

"eTwinning ist ideal für die Grundschule geeignet"

Erfahrungen aus dem eTwinning-Projekt der Grundschule Friedrichsthal mit der Partnerschule in Trzebnica (Polen)

Der PAD sprach mit Angela Kräber, Lehrerin an der Grundschule Friedrichsthal.

Frau Kräber, wie wichtig ist der Austausch mit der Partnerlehrkraft in diesem Projekt gewesen?

Angela Kräber: Ein harmonisches Verhältnis zur Partnerlehrkraft ist das A und O. Ich hatte das große Glück, mit Renata Górecka eine polnische Partnerlehrerin gefunden zu haben, die dieselbe Arbeitsauffassung wie ich hat. Wichtig ist, dass man sich bei einem so langen Projekt aufeinander verlassen kann und sehr diszipliniert arbeitet. Das verlangt nicht nur eine gute Kommunikation, sondern auch eine gute Chemie.

Wie oft haben Sie sich in den vier Projektjahren ausgetauscht?

Mit Renata Górecka habe ich mindestens einmal in der Woche 15 Minuten über Skype telefoniert. Da sie nahezu perfekt Deutsch spricht, war die Kommunikation optimal. Durch den Austausch haben wir auch weitere Anregungen für unseren gemeinsamen Unterricht entwickeln können und – natürlich – auch eine persönliche Freundschaft, wenn auch bis heute nur über das Internet.

Sie mussten die Schülerinnen und Schüler über einen langen Zeitraum für das Projekt begeistern können. Wie ist Ihnen das gelungen?

Durch das Präsentieren der Ergebnisse – das Bilderbuch, die Theateraufführung oder auch die persönliche Kommunikation untereinander – bekommt die Arbeit für die Kinder einen besonderen Wert. Sie wollen besonders gut sein, weil sie nicht nur für mich, die Lehrerin, oder ihre Eltern lernen und arbeiten, sondern für ihre gleichaltrigen Klassenkameraden im Ausland. Das ist ein wichtiger Motivationsfaktor – Anerkennung durch Gleichaltrige.

Zum anderen konnten sie viel über die Kultur in ihrem Nachbarland lernen und das mit ihrer eigenen Nahwelt vergleichen. Ein Beispiel ist die Einschulung in Polen. Diese läuft völlig anders ab, als bei uns – nämlich mit Roben und Hüten statt mit Schultüten. Dann haben sich die Kinder zu Weihnachten immer gegenseitig Geschenke gemacht. Das schafft ein Vertrauensverhältnis und eine Freundschaft auf einer ganz anderen Ebene. Und das in einem Alter, in dem man früher noch gar nicht an Austausch dachte.

In der Grundschule lassen sich keine eTwinning-Projekte gestalten, weil die Kinder zu jung sind, so eine Kritik. Was entgegnen Sie solch einer Meinung?

Ich finde, dass eTwinning ideal für die Grundschule geeignet ist. Mit einem durchdachten Konzept, das ein Ziel hat, kann man die Lehrplaninhalte auch wunderbar bedienen, ohne dass Schreiben und Lesen zwingend notwendig ist: Unser Bilderbuch passte ideal in den Lehrplan Deutsch und Kunst, das Theaterstück fokussiert sich auf die Ziele Sprechen, Schreiben, Schulung und Wahrnehmung. Die Gestaltung der Roboter passt ebenfalls in den Kunstlehrplan. Wichtig ist nur, dass man das Ziel des Projekts oder in unserem Fall, der Projektjahre, nicht aus den Augen verliert.

Das Projekt "Kreative Erlebnisreise" haben Sie jetzt nach einer vierjährigen Laufzeit mit dem nationalen Qualitätssiegel von eTwinning abgeschlossen. Wie geht es nun weiter?

Ich möchte auf jeden Fall noch ein Projekt auf die Beine stellen und suche zurzeit eine Partnerschule aus einem anderen Land. Ich werde noch vier Jahre im Schuldienst tätig sein und erhoffe mir, dass ich die eine oder andere junge Kollegin dazu motivieren kann, eTwinning weiterzuführen. Denn ich selbst habe für mich auch viel gelernt, insbesondere technische Finessen im Internet. Zu Beginn meiner Schullaufbahn gab es das Internet ja noch gar nicht. Dinge wie Skypen, Chatten, digitale Plattformen füllen, kann ich heute routiniert umsetzen, auch dank eTwinning.

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