Kin-Ball: Sport überwindet Sprachbarrieren beim internationalen Austausch
Eine deutsch-ungarische Schulpartnerschaft

„Das Spiel reißt die Jugendlichen mit und niemand wird übergangen“, begeistert sich Gernot Köcher, Sportlehrer am Gymnasium Neustadt an der Waldnaab, für das in Kanada entwickelte Kin-Ball-Spiel. Die Schulpartnerschaft des bayerischen Gymnasiums mit der ungarischen Partnerschule Török Ignác Gimnázium Gödöllö entstand im Jahr 1991. Dabei übernahm die Fachschaft Sport des Neustadter Gymnasiums von Anfang an die Regie – ungewöhnlich für eine internationale Zusammenarbeit unter Schulen. In Gödöllö wird Deutsch unterrichtet, doch beim Austausch wird unter den Schülerinnen und Schülern oft auch in englischer Sprache kommuniziert.
Der PAD stellt die beispielhafte Zusammenarbeit im Juni 2019 als "Projekt des Monats" vor.
Sport als Thema einer Schulpartnerschaft
Jedes Jahr im Herbst besuchen etwa 25 Neustädter Gymnasiastinnen und Gymnasiasten der 10. Jahrgangsstufe ihre Partnerschule in Ungarn. Dort übernachten sie bei Gastfamilien. Im Frühjahr kommen dann die ungarischen Schülerinnen und Schüler nach Neustadt, wo sie ebenfalls in Gastfamilien untergebracht sind. Während des Aufenthalts nehmen die Jugendlichen sowohl in Ungarn als auch in Bayern an zahlreichen schulischen und kulturellen Aktivitäten teil.
Bei den Begegnungen steht der Sport immer wieder im Mittelpunkt, aber auch Themen wie die Einführung des Euros, die Entwicklung einer Gesteinskiste für den deutsch- und ungarischsprachigen Unterricht oder jüdisches Leben in Neustadt und Gödöllö beschäftigte die Austauschpartner. Mit dem in Kanada entwickelten Spiel Kin-Ball haben die Schulen 2018 ein neues Kapitel eröffnet, das nicht nur zur Einführung des neuen Sports an beiden Schulen führte, sondern auch eine neue Konstante in die Begegnungen integrierte.
„Vor fünf Jahren lernte ich Kin-Ball kennen, das in Tschechien und anderen europäischen Ländern im Schulsport gespielt wird“, erinnert sich Gernot Köcher, der als Sportlehrer im Austauschteam mitwirkt. „Ich war so begeistert von der Idee, dass ich mit Schülerinnen und Schülern eines Praxisseminars in der Oberstufe das Regelwerk aus englischen, französischen und tschechischen Handbüchern übersetzt und Übungsformen für Schulen entwickelt habe.“
Mit großem Enthusiasmus begannen die Jugendlichen, mit dem großen Ball zu spielen. Die Sportart Kin-Ball wurde Mitte der 1980er Jahre in Kanada entwickelt. Das Ziel dabei ist, die Teammitglieder zu begeistern, ihre Kondition zu verbessern und eine sozial-integrative Wirkung zu entfalten. Wachsenden Zuspruch erfährt das Spiel vor allem in Kanada, Japan, Südkorea, Frankreich, Spanien, Belgien, Tschechien und der Schweiz. Bei Kin-Ball treten gleichzeitig drei Mannschaften zu je vier Spielern auf einem etwa 20 mal 20 Meter großen Spielfeld gegeneinander an und spielen mit einem großen Ball. Kin-Ball ist leicht zu lernen, erfordert Teamarbeit und macht allen Beteiligten Spaß. Für internationale Begegnungen ist das Spiel ideal, da die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Nationen nicht gegeneinander, sondern in gemeinsamen Gruppen spielen, sich aufeinander einlassen und miteinander Teamgeist entwickeln.
Nachdem Kin-Ball am Gymnasium in Neustadt eingeführt war, zog das Spiel immer weitere Kreise. Alle Beteiligten waren überzeugt, dass sie eine ideale Sportart für die Schule gefunden haben. Lehrerfortbildungen wurden organisiert und auch Kolleginnen und Kollegen der ungarischen Partnerschule eingeladen. Schließlich entstand das Projekt „Einführung von Kin-Ball in Gödöllo“, das 2017 und 2018 beide Schulen intensiv beschäftigte. Beim Schüleraustausch lernten die Schülerinnen und Schüler die Spielregeln, führten Turniere durch und die ungarischen Partner übersetzten das Regelwerk. Inzwischen ist Kin-Ball auch aus den Begegnungen nicht mehr wegzudenken. Egal, welche Aktivitäten geboten werden, am Ende steht ein Kin-Ball-Turnier, bei dem deutsch-ungarische Teams gegeneinander antreten, integrativ und mit großer Spielfreude.
Projektdaten: Hier klicken
»Einführung der Sozial-integrativen Sportart Kin-Ball«
Youtube: How to play Kin-ball®: rules and demonstration
Einführung in das Kin-Ball Sport-Spiel. Handbuch für den Lehrer/Trainer [pdf, 1,4 KB]
Ansprechpartner
Gernot Köcher, Sportlehrer und begleitender Lehrer bei Austauschbegegnungen
Markus Staschewski, Austauschkoordinator
Projektpartner
- Gymnasium Neustadt an der Waldnaab (Bayern)
- Török Ignác Gimnázium Gödöllö (Ungarn)
Förderprogramm
- Schulpartnerschaften mit Schulen in Ost-, Mittelost- und Südosteuropa sowie den Baltischen Staaten (Förderprogramm des PAD)
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Der PAD förderte das Projekt des Gymnasiums Neustadt an der Waldnaab 2018 mit 1.300 Euro und die Reisekosten der ungarischen Gäste mit 2.125 Euro. Auch ein vorbereitender Besuch der Lehrkräfte konnte mit 200 Euro gefördert werden.
Projektsprache
- Englisch, Deutsch
Jahrgangsstufe
- 9. und 10. Klasse
Projektlaufzeit
- 2017/18