Erfahrungen aus einer Hospitation
Wie hat sich die Schule Ihnen präsentiert?
Auf keinen Fall angestaubt, sondern ganz im Gegenteil freundlich und modern. Um nur ein Beispiel zu nennen: Jedes Klassenzimmer ist mit Beamern ausgestattet und der PC am Lehrerarbeitsplatz ist an das Schulnetzwerk angeschlossen. Abwesende Schülerinnen und Schüler können so sofort elektronisch registriert werden. Die Schule verfügt zudem über mehrere Informatikräume und einen eigenen Theaterraum in dem Trakt, in dem auch die Fremdsprachen untergebracht sind.
Welches Bild konnten Sie vom Unterricht gewinnen?
Mir fiel vor allem auf, wie klar Unterrichtsstunden durchstrukturiert sind und durchgeführt werden. Meist gibt es nur eine kurze Phase zur Einführung in die Aufgaben, die dann in Stillarbeit und unter genauer Zeitvorgabe von den Schülern bearbeitet und im Plenum verbessert werden. Es findet häufiger Methodenwechsel statt und Feedback wird sehr ernst genommen, entweder im Plenum oder auch als Rückmeldung an einzelne Schüler. Das kann so weit gehen, dass Aufgaben im „lunch break“ unter Aufsicht der Lehrkraft noch einmal bear-beitet werden müssen. Der dadurch erreichte Grad der Schüleraktivierung erscheint mir wesentlich höher als an unseren Gymnasien, auch wenn die Lernziele teilweise identisch sind. Die Arbeitsweise stellt zudem hohe Anforderungen an die Lehrkräfte, von denen nicht nur eine intensive Vorbereitung, sondern auch große Agilität und Präsenz im Unterricht erwartet wird.
Welche weiteren Unterschiede sind Ihnen aufgefallen?
Was ins Auge springt, ist der Empfang am Eingang: Während bei uns jeder die Schule ungehindert betreten kann, muss sich ein Besucher in Großbritannien an der professionell ausgestatteten Rezeption melden, wird registriert, fotografiert und mit einem Ausweis versehen. Erheblich Unterschiede sind auch in den individuellen Freiheiten der Schülerinnen und Schüler zu bemerken: An der Rutlish School herrscht Uniformpflicht und die Schüler können die Schule tagsüber nicht ohne weiteres verlassen, weil das Eingangstor verschlossen ist. Auf den Gängen und im Unterricht wird zudem großer Wert auf Umgangsformen gelegt.
Wie konnten Sie sich selbst einbringen?
Ich habe in erster Linie im Fremdsprachenunterricht hospitiert und in den Deutschstunden Schülerfragen beantwortet oder beispielsweise bei Ausspracheübungen geholfen. Darüber hinaus hatte ich die Gelegenheit, in verschiedenen Klassen meine eigene Schule und die Region Nürnberg vorzustellen.

Werner Arnold
Gastschule: Rutlish School, Borough of Merton (London)
Heimatschule: Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn (Bayern)
Mehr über das Programm
Hier gibt es alle Informationen über das Hospitationsprogramm im europäischen Ausland.
Weitere Programme und Fördermöglichkeiten finden Sie auf der Website der Initiative von UK-German Connection

„Lehrer gegen Schülerinnen und Schüler“
Viele Wortschatz- und Grammatikübungen erhalten Wettbewerbs- oder Quizcharakter und sind dadurch motivierender für die Schüler. Ich konnte viele Anregungen sammeln und diese im eigenen Unterricht einsetzen, zum Beispiel beim Chorsprechen neuer Vokabeln als Spiel „Lehrer gegen Schüler“ oder bei Vokabelwiederholung als „Knockout-Game“. Ich will auch versuchen, in Zukunft mehr kurze, schriftliche Phasen in Stillarbeit in meinen Unterricht einzubauen und mehr Feedback zu geben.