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Ein richtiges Ei-light

Auch kleine Gastgeschenke können eine große Wirkung entfalten: Das stellte Andrea Fehling während ihrer zweiwöchigen Hospitation in Frankreich fest.

Erfahrungsbericht einer Hospitation

Für die Gastgeber ihrer Hospitation Ende März am Collège Gisèle Probst in Vitry-le-François, einer Kleinstadt auf halber Strecke zwischen Paris und Nancy, hatte Andrea Fehling ein ungewöhnliches Geschenk im Gepäck: „Ich hatte extra Eier mit weißer Schale zum Färben und Bemalen dabei, weil es solche in Frankreich kaum gibt”, sagt sie. Und besonders willkommen war das zerbrechliche Gut in der "Cinquième", mit der sie ein kleines Unterrichtsprojekt zu Osterbräuchen durchführen konnte.

„Cinquième“

Dies beschreibt die Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse.

Andrea Fehling

Gastschule: Collège Gisèle Probst in Vitry-le-François
Heimatschule: Gymnasium Heepen (Bielefeld)

Singen mit Andrea

Denn natürlich sollte auch das Collège Gisèle Probst, das seinerzeit ein Bewerbungs­verfahren für das Label "Euroscol" des französischen Erziehungsministeriums durchlief und just zum Zeitpunkt der Hospitation Besuch durch den zuständigen "Inspecteur" erwartete, von ihrer Anwesenheit profitieren – nicht zuletzt im Deutsch­unterricht. Wie an vielen anderen Schulen steht die deutsche Sprache auch hier in Konkurrenz zu anderen Angeboten, haftet ihr doch der Ruf des Elitären an. „Oft vermitteln die Eltern dieses Bild und beeinflussen damit die Wahl der Fremdsprache“, hat Andrea Fehling beobachtet. Um dem etwas entgegenzusetzen, lockte sie die jüngeren Schülerinnen und Schüler in eine Stunde zum "Singen mit Andrea". „Das kam gut an und hat auch einige Kolleginnen und Kollegen mitgerissen“, sagt sie. Mit der "Quatrième" dagegen produzierte sie ein Musikvideo, für das der Song "Lieblingsmensch" von Namika in "Lieblingsfach" umzuschreiben war. „Hier durfte ich allein mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten, und die fanden das ziemlich cool.“

Unterrichtsmethoden

Gerade solche Projekte waren es auch, die Anlass für fachliche Gespräche mit den Deutschlehrkräften boten. Mit ihnen konnte sich Andrea Fehling über die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Unterrichtsmethoden, die jeweils durch das Schulsystem bestimmt werden, austauschen: bespielsweise über die Möglichkeiten und Grenzen von Frontalunterricht oder Gruppenarbeit, über die Bedeutung der mündlichen Kommunikation im Spracherwerb oder über das Bild von der Lehrkraft als Autoritätsperson. Deutliche Unterschiede zeigten sich ihr zudem im „Vie Scolaire“, zu dem am Collège Gisèle Probst auch Personal für jene Aufgaben zählt, die hierzulande Lehrkräfte oft miterledigen müssen: sei es für den Kontakt zu den Eltern, wenn Kinder ihren Schulpflichten nicht nachkommen, oder sei es durch eine Schulsozialarbeit, die nicht nur in Konfliktfällen ansprechbar ist. „Das ist sehr entlastend für die Lehrkräfte, die sich so viel stärker auf ihren Unterricht konzentrieren können.“

Welche Idee nehmen Sie mit zurück an Ihre Schule?

Mehrsprachige Hinweisschilder im Schulgebäude

Fortbildung zum Thema KI

Das gilt besonders auch für den "professeur documentaliste": Er ist für die Medienerziehung der Schülerinnen und Schüler verantwortlich, kümmert sich aber auch um die IT-Ausstattung und hilft weniger versierten Kolleginnen und Kollegen. Andrea Fehling hatte so die Gelegenheit, an einer schulinternen Fortbildung zum Thema "Künstliche Intelligenz" teilzunehmen.

Das mag nicht nur in Bielefeld Zukunfts­musik sein. Ihrer Hospitation in Vitry-le-François verdankt Andrea Fehling allerdings auch Anregungen, die sich mit geringem Aufwand schon jetzt anwenden lassen. Angetan haben es ihr zum Beispiel die mehr­sprachigen Hinweis­schilder im Schul­gebäude und an den Fach­räumen. Darüber hinaus motivierte sie der Frankreich­besuch, den in Corona­zeiten eingeschlafenen Austausch mit einer Partner­schule in Lyon wieder­zu­beleben. „Es geht ja immer auch darum, unseren Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass es da draußen eine andere Welt gibt“, sagt sie. Helfen wird dabei künftig auch der neue Kontakt nach Vitry-le-François. Eine ihrer Kolleginnen hat mit dem Collège bereits ein eTwinning-Projekt durchgeführt. Und wenn es alles klappt, könnte in diesem Schuljahr Besuch aus Frankreich zu einer Hospitation nach Bielefeld reisen. Für die geplante Europa-Projektwoche jedenfalls wäre eine Gast­referentin von dort eine willkommene Bereicherung. Finanzielle Mittel dafür könnten aus dem Erasmus-Programm kommen, an dem das Gymnasium Heepen teilnimmt.

  • Lehrerin vor bunten Grafikelementen
    Hospitationen in Frankreich

    „Es wäre eine riesige Erleichterung, wenn es solche Stellen auch an unseren Schulen gäbe“ sagt Andrea Fehling über die IT-Fachkräfte an ihrer französischen Gastschule.

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