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Es begann mit einer Partnerschule im Senegal

Tobias Rusteberg ist Französischlehrer am Tilman-Riemenschneider-Gymnasium in Osterode am Harz (Niedersachsen). Gemeinsam mit dem Deutschlehrer Elhadj Diouf, Lehrer am Lycée Valdiodio NDiaye, initiierte er 2012 eine deutsch-senegalesische Schulpartnerschaft. Diese wurde zum Startpunkt einer langjährigen Partnerschaft, die trotz eines Schicksalsschlags immer größere Dimensionen annimmt.

“Der stereotype und vereinfachende Lektionstext im Lehrbuch meiner siebten Französischklasse über ein frankophones Beispielland, den Senegal, bewog mich dazu, nach anderen Lernwegen zu schauen. Mir reichte es nicht, im Rahmen von zwei Doppelstunden über Obststände, einen senegalesischen Sänger und einen Nationalpark zu berichten. Im Gegenteil: Ich träumte von einem Briefprojekt mit einer senegalesischen Schulklasse.” So beschreibt Tobias Rusteberg den Start einer Reise, die mittlerweile weit über eine Schulpartnerschaft, wie sie der PAD im Rahmen der Initiative “Schulen: Partner der Zukunft” (PASCH) fördert, hinausgeht.

Der Beginn einer langjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit: Das Video erzählt vom Anfang der Schulpartnerschaft zwischen Kaolack und Osterode. Das Foto zeigt Tobias Rusteberg und Elhadj Diouf am Ufer des Sine Saloum-Flusses in Senegal im Mai 2015. Im Januar 2018 kam der senegalesische Deutschlehrer bei einem Autounfall ums Leben.

Vom Schulaustausch zur Städtepartnerschaft und zur Stiftung

Der Osteroder Bürgermeister Klaus Becker erkannte die Schulpartnerschaft von Beginn an als Bereicherung für seine Gemeinde und lud Tobias Rusteberg zu sich ins Büro ein, um zu überlegen, welche Entwicklungspotenziale es auch für den kommunalen Kontext geben könne. Mit einem Vortrag begeisterten die Schülerinnen und Schüler den Osteroder Stadtrat und der Grundstein für den Aufbau einer Städtefreundschaft war gelegt. Als Sonderbeauftragte der Stadt Osterode am Harz trieben Diouf und Rusteberg die Vernetzung auch auf senegalesischer Seite mit der Kommune Kaolack voran. Als der senegalesische Projektinitiator im Januar 2018 bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam, gründeten Rusteberg und Becker gemeinsam mit weiteren Freunden die Elhadj Diouf Foundation (EDF). Im Zentrum der Stiftungsaktivitäten steht aktuell der Bau eines großen Schulzentrums in Kaolack: Der Bildungskomplex Elhadj Mamadou Diouf öffnet im Oktober 2024 seine Tore.

Erhobener Finger Ein Erhobener Finger, der aufmerksam machen soll.

Aktuelle Informationen gibt es auf der Website der Elhadj-Diouf-Foundation

Entwicklungspolitisches Engagement 

Bei einer Spendengala der Stiftung im September 2018 meldete sich auch Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zu Wort und würdigte das „Osteroder Modell“ als wegweisendes Beispiel für deutsch-afrikanische Zusammenarbeit. „Im Zentrum steht eine neue partnerschaftliche, politische und wirtschaftliche Kooperation, die auf Eigeninitiative und Eigenverantwortung setzt“, so der Minister. Ein Jahr später überreichte er Tobias Rusteberg und Klaus Becker eine besondere Auszeichnung: Den beiden wurden mit der Eine-Welt-Medaille für ihr entwicklungspolitisches Engagement geehrt.

Tobias Rusteberg betreut mittlerweile für das Land Niedersachsen das Netzwerk „Niedersächsische Schulen MIT Afrika”, in dem 76 niedersächsische Schulen mit Partnerschaften zu afrikanischen Schulen in vierzehn verschiedenen afrikanischen Ländern vereint sind. Ziel der Netzwerkarbeit ist es, einen Erfahrungsaustausch unter den Schulen zu fördern, gegenseitig voneinander zu lernen und gemeinsam über Perspektiven für Schulpartnerschaften mit Afrika zu reflektieren.

Schulpartnerschaft prägt Biografien junger Menschen

Von Beginn an hat der PAD die Schulpartnerschaft zwischen dem Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode und dem Lycée Valdiodio NDiaye in Kaolack an begleitet. Im Laufe der zahlreichen Begegnungen und Projekte konnten viele Schülerinnen und Schüler aus beiden Ländern unvergessliche Erfahrungen machen, die bei einigen einen prägenden Einfluss auf ihren weiteren Bildungsweg und ihr Leben hatten.

Erhobener Finger Ein Erhobener Finger, der aufmerksam machen soll.

Osterode: Zehn Jugendliche aus der Partnerschule im Senegal wurde vom NDR bei ihrem Besuch begleitet. Im Interview gibt Lehrer Tobias Rusteberg weitere Einblicke.

  • kulturweit-Freiwillige mit ihrer Gastschwester
    Erfahrungen

    Nio Far: Rückkehr nach Senegal

    Marie Armbrecht war eine Schülerin in der 7. Klasse, die das Senegal-Projekt angestoßen hat und erstmals auch die Partnerschule in Kaolack besucht hat. Bereits damals sagte sie: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, eines Tages wiederzukommen und längere Zeit in diesem beeindruckenden Land zu verbringen.“ Und tatsächlich: Nach ihrem Abitur kehrte Marie mit dem Freiwilligendienstes kulturweit nach Senegal zurück und  hospitierte an der Partnerschule, wo sie im Deutschklub und im Unterricht half und ein Theaterprojekt initiierte. Außerdem verbrachte sie viel Zeit mit ihrer Gastschwester Assa, mit der sie heute noch eine enge Freundschaft pflegt. Mehr dazu im Bericht im Magazin “Austausch bildet”.

  • Erfahrungen

    Eine-Welt-Medaille

    Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat 2019 erstmals 16 Frauen und Männer für ihr herausragendes entwicklungspolitisches Engagement ausgezeichnet, darunter Tobias Rusteberg und Klaus Becker. Er überreichte ihnen die Eine-Welt-Medaille in Silber und hob hervor, dass die Schülerinnen und Schüler durch die deutsch-senegalesische Partnerschaft “nachhaltig globales Lernen erlebt haben”. 

  • Erfahrungen

    Als PASCH-Schule ausgezeichnet

    Auf der Messe Didacta in Hannover überreichte der PAD-Leiter Gernot Stiwitz der Schulleiterin des Tillmann-Riemenschneider-Gymnasiums die PASCH-Plakette. Diese Auszeichung würdigt die langjährige Schulpartnerschaft mit dem Lycée Valdiodio NDiaya in Kaolack. Die Verleihung fand gleichzeitig als Teil der Feierlichkeiten rund um das 10-jährige Jubiläum der Intiative PASCH statt. Mehr dazu im Magazin Austausch bildet.

  • Filmen bei der Schülerbegegnung
    Erfahrungen

    Als Marc Ginolas kurz vor seinem Abitur an einer Schulbegegnung im Senegal teilnahm, hielt der damals 18-Jährige die vielen Eindrücke mit seiner Spiegelreflexkamera fest: »Ich habe eigentlich die ganze Zeit gefilmt und ohne Plan alles aufgenommen.« Schon damals hatte er einen klaren Berufswunsch: Regisseur. Tatsächlich bekam Marc einen der begehrten Ausbildungsplätze als »Mediengestalter Bild und Ton« beim ZDF in Mainz – nicht zuletzt deshalb, weil er als Arbeitsprobe den selbst gedrehten Film von der Senegal-Begegnung einreichen konnte. Die Ausbildung schloss er 2019 als Jahrgangsbester ab und konnte damit Spielfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München studieren. Zum Bericht im Magazin “Austausch bildet”.

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Reale Afrikabilder: Wanderausstellung und Dokumentarfilm

Im Rahmen ihrer Schulpartnerschaftsbegegnung haben Schülerinnen und Schüler des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums in Osterode am Harz und des Lycée Valdiodio Ndiaye in Kaolack Interviews mit inspirierenden Senegalesinnen und Senegalesen geführt. Daraus ist eine Wanderausstellung entstanden, die Stereotypen aufbrechen und reale Eindrücke aus dem Senegal vermitteln möchte. Einige der Porträts sind auf der PASCH-Website zu sehen und nachzulesen.

Mika Stange hat sein Abitur am TRG Osterode absolviert und direkt danach ein Studium zum Grundschullehrer an der Universität Hildesheim begonnen, wo er derzeit einen Masterstudiengang belegt. Seit seiner Reise 2018 nach Kaolack ist er aktives Mitglied des Senegalprojekts und hat den Austausch 2023 filmisch begleitet. So entstand der 90-minütige Dokumentarfilm „Reale Afrikabilder“, der im Januar 2024 seine Prämiere im Osteroder Kino feierte.