“Der stereotype und vereinfachende Lektionstext im Lehrbuch meiner siebten Französischklasse über ein frankophones Beispielland, den Senegal, bewog mich dazu, nach anderen Lernwegen zu schauen. Mir reichte es nicht, im Rahmen von zwei Doppelstunden über Obststände, einen senegalesischen Sänger und einen Nationalpark zu berichten. Im Gegenteil: Ich träumte von einem Briefprojekt mit einer senegalesischen Schulklasse.” So beschreibt Tobias Rusteberg den Start einer Reise, die mittlerweile weit über eine Schulpartnerschaft, wie sie der PAD im Rahmen der Initiative “Schulen: Partner der Zukunft” (PASCH) fördert, hinausgeht.
Über den Austausch
Programm
Schulpartnerschaften der PASCH-Initiative
Beteiligte Schulen
Tilman-Riemenschneider-Gymnasium in Osterode am Harz (Niedersachsen). Lycée Valdiodio NDiaye in Kaolack (Senegal)
Es wurden 9 Begegnungen aus Fördermitteln des Auswärtigen Amtes mit rund 26.000 Euro gefördert.
Vom Schulaustausch zur Städtepartnerschaft und zur Stiftung
Der Osteroder Bürgermeister Klaus Becker erkannte die Schulpartnerschaft von Beginn an als Bereicherung für seine Gemeinde und lud Tobias Rusteberg zu sich ins Büro ein, um zu überlegen, welche Entwicklungspotenziale es auch für den kommunalen Kontext geben könne. Mit einem Vortrag begeisterten die Schülerinnen und Schüler den Osteroder Stadtrat und der Grundstein für den Aufbau einer Städtefreundschaft war gelegt. Als Sonderbeauftragte der Stadt Osterode am Harz trieben Diouf und Rusteberg die Vernetzung auch auf senegalesischer Seite mit der Kommune Kaolack voran. Als der senegalesische Projektinitiator im Januar 2018 bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam, gründeten Rusteberg und Becker gemeinsam mit weiteren Freunden die Elhadj Diouf Foundation (EDF). Im Zentrum der Stiftungsaktivitäten steht aktuell der Bau eines großen Schulzentrums in Kaolack: Der Bildungskomplex Elhadj Mamadou Diouf öffnet im Oktober 2024 seine Tore.
Aktuelle Informationen gibt es auf der Website der Elhadj-Diouf-Foundation
Entwicklungspolitisches Engagement
Bei einer Spendengala der Stiftung im September 2018 meldete sich auch Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zu Wort und würdigte das „Osteroder Modell“ als wegweisendes Beispiel für deutsch-afrikanische Zusammenarbeit. „Im Zentrum steht eine neue partnerschaftliche, politische und wirtschaftliche Kooperation, die auf Eigeninitiative und Eigenverantwortung setzt“, so der Minister. Ein Jahr später überreichte er Tobias Rusteberg und Klaus Becker eine besondere Auszeichnung: Den beiden wurden mit der Eine-Welt-Medaille für ihr entwicklungspolitisches Engagement geehrt.
Tobias Rusteberg betreut mittlerweile für das Land Niedersachsen das Netzwerk „Niedersächsische Schulen MIT Afrika”, in dem 76 niedersächsische Schulen mit Partnerschaften zu afrikanischen Schulen in vierzehn verschiedenen afrikanischen Ländern vereint sind. Ziel der Netzwerkarbeit ist es, einen Erfahrungsaustausch unter den Schulen zu fördern, gegenseitig voneinander zu lernen und gemeinsam über Perspektiven für Schulpartnerschaften mit Afrika zu reflektieren.
Schulpartnerschaft prägt Biografien junger Menschen
Von Beginn an hat der PAD die Schulpartnerschaft zwischen dem Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode und dem Lycée Valdiodio NDiaye in Kaolack an begleitet. Im Laufe der zahlreichen Begegnungen und Projekte konnten viele Schülerinnen und Schüler aus beiden Ländern unvergessliche Erfahrungen machen, die bei einigen einen prägenden Einfluss auf ihren weiteren Bildungsweg und ihr Leben hatten.
Osterode: Zehn Jugendliche aus der Partnerschule im Senegal wurde vom NDR bei ihrem Besuch begleitet. Im Interview gibt Lehrer Tobias Rusteberg weitere Einblicke.
Reale Afrikabilder: Wanderausstellung und Dokumentarfilm
Im Rahmen ihrer Schulpartnerschaftsbegegnung haben Schülerinnen und Schüler des Tilman-Riemenschneider-Gymnasiums in Osterode am Harz und des Lycée Valdiodio Ndiaye in Kaolack Interviews mit inspirierenden Senegalesinnen und Senegalesen geführt. Daraus ist eine Wanderausstellung entstanden, die Stereotypen aufbrechen und reale Eindrücke aus dem Senegal vermitteln möchte. Einige der Porträts sind auf der PASCH-Website zu sehen und nachzulesen.
Mika Stange hat sein Abitur am TRG Osterode absolviert und direkt danach ein Studium zum Grundschullehrer an der Universität Hildesheim begonnen, wo er derzeit einen Masterstudiengang belegt. Seit seiner Reise 2018 nach Kaolack ist er aktives Mitglied des Senegalprojekts und hat den Austausch 2023 filmisch begleitet. So entstand der 90-minütige Dokumentarfilm „Reale Afrikabilder“, der im Januar 2024 seine Prämiere im Osteroder Kino feierte.